Psalm 102
Luther Bibel 1545
102 (Ein Gebet des Elenden, so er betrübt ist und seine Klage vor dem HERRN ausschüttet.) HERR, höre mein Gebet und laß mein Schreien zu dir kommen!
2 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, neige deine Ohren zu mir; wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald!
3 Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch, und meine Gebeine sind verbrannt wie ein Brand.
4 Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras, daß ich auch vergesse, mein Brot zu essen.
5 Mein Gebein klebt an meinem Fleisch vor Heulen und Seufzen.
6 Ich bin wie eine Rohrdommel in der Wüste; ich bin gleich wie ein Käuzlein in den verstörten Stätten.
7 Ich wache und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
8 Täglich schmähen mich meine Feinde; und die mich verspotten, schwören bei mir.
9 Denn ich esse Asche wie Brot und mische meinen Trank mit Weinen
10 vor deinem Drohen und Zorn, daß du mich aufgehoben und zu Boden gestoßen hast.
11 Meine Tage sind dahin wie Schatten, und ich verdorre wie Gras.
12 Du aber, HERR, bleibst ewiglich und dein Gedächtnis für und für.
13 Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seist, und die Stunde ist gekommen.
14 Denn deine Knechte wollten gerne, daß sie gebaut würde, und sähen gerne, daß ihre Steine und Kalk zugerichtet würden,
15 daß die Heiden den Namen des HERRN fürchten und alle Könige auf Erden dein Ehre,
16 daß der HERR Zion baut und erscheint in seiner Ehre.
17 Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht.
18 Das werde geschrieben auf die Nachkommen; und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den HERRN loben.
19 Denn er schaut von seiner heiligen Höhe, und der HERR sieht vom Himmel auf die Erde,
20 daß er das Seufzen des Gefangenen höre und losmache die Kinder des Todes,
21 auf daß sie zu Zion predigen den Namen des HERRN und sein Lob zu Jerusalem,
22 wenn die Völker zusammenkommen und die Königreiche, dem HERRN zu dienen.
23 Er demütigt auf dem Wege meine Kraft; er verkürzt meine Tage.
24 Ich sage: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage! Deine Jahre währen für und für.
25 Du hast vormals die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.
26 Sie werden vergehen, aber du bleibest. Sie werden veralten wie ein Gewand; sie werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du sie verwandeln wirst.
27 Du aber bleibest, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.
28 Die Kinder deiner Knechte werden bleiben, und ihr Same wird vor dir gedeihen.
Psalmen 102
Schlachter 2000
Psalm 102
1 Ein Gebet des Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet.[a]
2 O Herr, höre mein Gebet,
und lass mein Schreien vor dich kommen!
3 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tag meiner Not[b]!
Neige dein Ohr zu mir;
an dem Tag, da ich rufe, erhöre mich eilends!
4 Denn meine Tage sind in Rauch aufgegangen,
und meine Gebeine glühen wie ein Brand.
5 Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras;
ja, ich habe vergessen, mein Brot zu essen.
6 Vor meinem Stöhnen und Seufzen
klebt mein Gebein an meinem Fleisch.
7 Ich gleiche einem Pelikan in der Wüste,
bin wie ein Käuzchen in den Ruinen;
8 ich wache und bin
wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
9 Täglich schmähen mich meine Feinde,
und die gegen mich toben, schwören bei mir;[c]
10 denn ich esse Asche wie Brot
und mische meinen Trank mit Tränen
11 wegen deines Grimms und deines Zorns,
denn du hast mich aufgehoben und hingeschleudert.
12 Meine Tage sind wie ein lang gestreckter Schatten,[d]
und ich verdorre wie Gras.
13 Aber du, o Herr, thronst auf ewig,
und dein Gedenken[e] bleibt von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Du wirst dich aufmachen und dich über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, dass du ihr Gnade erweist;
die Stunde[f] ist gekommen!
15 Denn deine Knechte lieben [Zions] Steine
und trauern über ihren Schutt.
16 Dann werden die Heiden den Namen des Herrn fürchten
und alle Könige auf Erden deine Herrlichkeit,
17 wenn der Herr Zion gebaut hat
und erschienen ist in seiner Herrlichkeit,
18 wenn er sich zu dem Gebet der Verlassenen gewendet
und ihr Gebet nicht verachtet hat.
19 Das wird man aufschreiben für das spätere Geschlecht,
und das Volk, das geschaffen werden soll, wird den Herrn loben;
20 denn er hat herabgeschaut von der Höhe seines Heiligtums,
der Herr hat vom Himmel zur Erde geblickt,
21 um zu hören das Seufzen der Gefangenen
und loszumachen die dem Tod Geweihten[g],
22 damit sie den Namen des Herrn verkündigen in Zion
und sein Lob in Jerusalem,
23 wenn die Völker sich versammeln allesamt
und die Königreiche, um dem Herrn zu dienen.
24 Er hat meine Kraft gebeugt auf dem Weg,
hat verkürzt meine Tage.
25 Ich spreche: Mein Gott, nimm mich nicht hinweg
in der Hälfte meiner Tage!
Deine Jahre währen von Geschlecht zu Geschlecht.
26 Du hast vorzeiten die Erde gegründet,
und die Himmel sind das Werk deiner Hände.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst;
sie alle werden wie ein Kleid zerfallen,
wie ein Gewand wirst du sie wechseln,
und sie werden verschwinden.
28 Du aber bleibst, der du bist,[h]
und deine Jahre nehmen kein Ende!
29 Die Söhne deiner Knechte werden bleiben[i],
und ihr Same[j] wird vor dir bestehen.
Footnotes
- (102,1) In Hebr 1,10-12 wird gezeigt, dass dieser Psalm auf den Messias Jesus hinweist.
- (102,3) Andere Übersetzung: Drangsal.
- (102,9) d.h. die Feinde schwören, dass es ihnen so schlimm gehen soll wie ihm, wenn sie die Unwahrheit sagen oder wortbrüchig werden.
- (102,12) d.h. wie ein Schatten in der Abendsonne; kurz vor dem Ende.
- (102,13) d.h. der Gottesname JHWH (= Herr), vgl. 2Mo 3,15.
- (102,14) w. die bestimmte Zeit.
- (102,21) w. die Kinder des Todes.
- (102,28) d.h. der ewig Unveränderliche.
- (102,29) w. wohnen (d.h. im verheißenen Land bleibend wohnen).
- (102,29) d.h. ihre Nachkommen.
Psalmen 102
Schlachter 1951
PSALM 102
Gebet und Klage in der Not um den Zustand Zions
102 Ein Gebet des Elenden, wenn er schmachtet und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet.
2 O Herr, höre mein Gebet,
und mein Schreien komme vor dich!
3 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tage meiner Not;
neige dein Ohr zu mir; am Tage, da ich dich anrufe,
erhöre mich eilends!
4 Denn meine Tage sind in Rauch aufgegangen,
und meine Gebeine glühen wie ein Ofen.
5 Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras;
denn ich habe vergessen, mein Brot zu essen.
6 Vor lauter Seufzen
kleben meine Knochen an meinem Fleisch.
7 Ich gleiche einer Rohrdommel in der Wüste,
bin wie ein Käuzlein in den Ruinen;
8 ich wache und bin
wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
9 Täglich schmähen mich meine Feinde,
und die wider mich toben, schwören bei mir;
10 denn ich esse Asche wie Brot
und mische meinen Trank mit Tränen
11 wegen deines Grimms und deines Zorns,
daß du mich aufgehoben und hingeschleudert hast.
12 Meine Tage sind wie ein langgestreckter Schatten,
und ich verdorre wie Gras.
13 Aber du, o Herr, bleibst ewig
und dein Gedächtnis von einem Geschlecht zum andern.
14 Du wollest dich aufmachen und dich über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest,
die Stunde ist gekommen!
15 Denn deine Knechte lieben Zions Steine
und trauern über ihren Schutt.
16 Dann werden die Heiden den Namen des Herrn fürchten
und alle Könige auf Erden deine Herrlichkeit,
17 wenn der Herr Zion gebaut hat
und erschienen ist in seiner Herrlichkeit,
18 wenn er sich zum Gebet der Heimatlosen gewendet
und ihr Gebet nicht verachtet hat.
19 Das wird man aufschreiben für das spätere Geschlecht,
und das Volk, das geschaffen werden soll, wird den Herrn loben,
20 daß er herabgeschaut hat von der Höhe seines Heiligtums,
daß der Herr vom Himmel zur Erde geblickt hat,
21 zu hören das Seufzen der Gefangenen
und loszumachen die Kinder des Todes;
22 auf daß sie den Namen des Herrn preisen zu Zion
und sein Lob in Jerusalem,
23 wenn die Völker sich versammeln allzumal
und die Königreiche, dem Herrn zu dienen.
24 Er hat auf dem Wege meine Kraft gebeugt,
meine Tage verkürzt.
25 Ich spreche: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!
Deine Jahre währen für und für.
26 Du hast vormals die Erde gegründet,
und die Himmel sind deiner Hände Werk.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst;
sie alle werden wie ein Kleid veralten,
wie ein Gewand wirst du sie wechseln, und sie werden verschwinden.
28 Du aber bleibst, der du bist,
und deine Jahre nehmen kein Ende!
29 Die Kinder deiner Knechte werden bleiben,
und ihr Same wird vor dir bestehen.
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