Jesaja 5:5-17:10
Schlachter 2000
5 Nun will ich euch aber verkünden, was ich mit meinem Weinberg tun will: Ich will seinen Zaun wegschaffen, damit er abgeweidet wird, und die Mauer einreißen, damit er zertreten wird!
6 Ich will ihn öde liegen lassen; er soll weder beschnitten noch gehackt werden, und Dornen und Disteln sollen ihn überwuchern. Ich will auch den Wolken gebieten, dass sie keinen Regen auf ihn fallen lassen!
7 Denn das Haus Israel ist der Weinberg des Herrn der Heerscharen, und die Männer von Juda sind seine Lieblingspflanzung. Und er hoffte auf Rechtsspruch, und siehe da — blutiger Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, und siehe da — Geschrei [über Schlechtigkeit].[a]
Weherufe und Gerichtssprüche über Israel
8 Wehe denen, die ein Haus ans andere reihen, ein Feld zum anderen fügen, bis kein Platz mehr bleibt und ihr allein mitten im Land wohnt!
9 Vor meinen Ohren spricht der Herr der Heerscharen: Fürwahr, viele Häuser sollen öde werden, große und schöne unbewohnt!
10 Denn zehn Joch Weinberge werden [nur] ein Bat geben und ein Homer Samen [nur] ein Epha erzielen.[b]
11 Wehe denen, die sich früh am Morgen aufmachen, um berauschenden Getränken nachzujagen, und die am Abend lange aufbleiben, bis sie der Wein erhitzt!
12 Zither und Harfe, Pauke, Flöte und Wein gehören zu ihrem Gelage — aber auf das Tun des Herrn schauen sie nicht, und das Werk seiner Hände sehen sie nicht!
13 Darum wandert mein Volk in die Gefangenschaft aus Mangel an Erkenntnis; seine Edlen leiden Hunger, und seine Volksmenge verschmachtet vor Durst.
14 Darum sperrt das Totenreich seinen Schlund weit auf und hat seinen Rachen über die Maßen weit aufgerissen. Und ihre Pracht fährt hinunter und ihre Menge samt all ihrem Getümmel und wer in ihr frohlockt.
15 So wird der Mensch gebeugt und der Mann gedemütigt, und die Augen der Hochmütigen sollen erniedrigt werden;
16 aber der Herr der Heerscharen wird erhaben sein im Gericht, und Gott, der Heilige, wird sich als heilig erweisen in Gerechtigkeit.
17 Und Lämmer werden weiden auf ihrem Weideplatz und Fremde sich nähren in den verwüsteten Fluren der Fetten.
18 Wehe denen, die ihre Schuld an Lügenstricken hinter sich herschleppen und die Sünde wie an Wagenseilen,
19 die sagen: »Er soll doch eilen und sein Werk beschleunigen, damit wir es sehen; der Ratschluss des Heiligen Israels soll doch kommen und eintreten, damit wir ihn kennenlernen!«
20 Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!
21 Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und die sich selbst für verständig halten!
22 Wehe denen, die Helden sind im Weintrinken und tapfer im Mischen von berauschendem Getränk;
23 die dem Gottlosen recht geben um eines Bestechungsgeschenkes willen, aber dem Gerechten seine Gerechtigkeit absprechen!
24 Darum, wie die Feuerzunge Stoppeln frisst und dürres Gras in der Flamme zusammensinkt, so wird ihre Wurzel wie Moder werden und ihre Blüte wie Staub auffliegen; denn sie haben das Gesetz des Herrn der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels verachtet.
25 Darum ist auch der Zorn des Herrn gegen sein Volk entbrannt, und er hat seine Hand gegen sie ausgestreckt und hat sie geschlagen, dass die Berge erbebten und ihre Leichname wie Kot auf den Straßen lagen. —
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
26 Und er wird für die Heiden in der Ferne ein Kriegsbanner[c] aufrichten und [ein Volk] vom Ende der Erde herbeipfeifen; und siehe, es wird schnell und eilends kommen.
27 Unter ihnen ist kein Müder und kein Strauchelnder, keiner schlummert und keiner schläft; keinem geht der Gurt seiner Lenden auf, keinem zerreißt ein Riemen seiner Schuhe.
28 Seine Pfeile sind geschärft und alle seine Bogen gespannt. Die Hufe seiner Rosse sind wie Kieselsteine anzusehen und seine Wagenräder wie ein Sturmwind.
29 Es gibt ein Gebrüll von sich wie eine Löwin, es brüllt wie die Junglöwen; es knurrt und packt die Beute und bringt sie in Sicherheit, und kein Retter ist da.
30 Und es wird über ihm brausen an jenem Tag wie Meeresbrausen; schaut man aber zur Erde, siehe, so ist da dichte Finsternis; auch das Licht wird durch ihr Gewölk verdunkelt.
Jesaja schaut den Herrn und wird von ihm berufen
6 Im Todesjahr des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Säume[d] erfüllten den Tempel.
2 Seraphim standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckten sie ihr Angesicht, mit zweien bedeckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.
3 Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen[e]; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!
4 Da erbebten die Pfosten der Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.
5 Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe[f]! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen!
6 Da flog einer der Seraphim zu mir, und er hielt eine glühende Kohle in seiner Hand, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte;
7 und er berührte meinen Mund [damit] und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; deine Schuld ist von dir genommen und deine Sünde gesühnt!
8 Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!
9 Und er sprach: Geh und sprich zu diesem Volk: Hört immerfort und versteht nicht, seht immerzu und erkennt nicht![g]
10 Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache seine Ohren schwer[h] und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört, und damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt und es sich nicht bekehrt und für sich Heilung findet!
11 Und ich fragte: Wie lange, Herr? Er antwortete: Bis die Städte verwüstet liegen, sodass niemand mehr darin wohnt, und die Häuser menschenleer sein werden und das Land in eine Einöde verwandelt ist.
12 Denn der Herr wird die Menschen weit wegführen, und die Verödung inmitten des Landes wird groß sein.
13 Und bleibt noch ein Zehntel darin, so fällt auch dieses wiederum der Vertilgung anheim. Aber wie die Terebinthe und die Eiche beim Fällen doch noch ihren Wurzelstock behalten, so bleibt ein heiliger Same als Wurzelstock!
Die Bedrohung Jerusalems und Gottes Aufruf zum Glauben
7 Und es geschah zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Ussijas, des Königs von Juda, da zog Rezin, der König von Aram[i], mit Pekach, dem Sohn Remaljas, dem König von Israel, hinauf zum Krieg gegen Jerusalem; er konnte es aber nicht erobern.
2 Als nun dem Haus Davids berichtet wurde: »Der Aramäer hat sich in Ephraim niedergelassen!«, da bebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie die Bäume des Waldes vor dem Wind beben.
3 Der Herr aber sprach zu Jesaja: Geh doch hinaus, dem Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub[j], an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, zur Straße des Walkerfeldes,
4 und sprich zu ihm: Hüte dich und sei ruhig; fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen zwei rauchenden Feuerbrandstummeln, vor der Zornglut Rezins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas!
5 Weil der Aramäer Böses gegen dich geplant hat [samt] Ephraim und dem Sohn Remaljas, die sagen:
6 »Wir wollen nach Juda hinaufziehen und es in Schrecken versetzen und es für uns erobern und dort den Sohn Tabeels zum König einsetzen!«,
7 [deshalb] spricht Gott, der Herr[k]: Es soll nicht zustande kommen und nicht geschehen!
8 Denn Damaskus ist das Haupt von Aram, und Rezin ist das Haupt von Damaskus; und binnen 65 Jahren wird Ephraim zertrümmert sein, sodass es kein Volk mehr ist.
9 Und das Haupt Ephraims ist Samaria, und das Haupt Samarias ist der Sohn Remaljas. — Wenn ihr nicht glaubt, so werdet ihr gewiss keinen Bestand haben!
Das Zeichen des Herrn: der verheißene Immanuel
10 Weiter redete der Herr zu Ahas und sprach:
11 Erbitte ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott; erbitte es in der Tiefe oder droben in der Höhe!
12 Da antwortete Ahas: Ich will nichts erbitten, damit ich den Herrn nicht versuche!
13 Darauf sprach [Jesaja]: Höre doch, Haus David! Ist es euch nicht genug, dass ihr Menschen ermüdet, müsst ihr auch meinen Gott ermüden?
14 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen[l] geben: Siehe, die Jungfrau[m] wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel[n] geben.
15 Dickmilch und Wildhonig wird er essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen.
16 Denn ehe der Knabe versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen, wird das Land, vor dessen beiden Königen dir graut, verlassen sein.
Ankündigung einer Invasion durch die Assyrer
17 Der Herr aber wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage bringen, wie sie niemals gekommen sind, seitdem Ephraim von Juda abgefallen ist — nämlich den König von Assyrien.
18 Denn es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr die Fliege, die an der Mündung der Ströme Ägyptens ist, und die Biene im Land Assyrien herbeipfeifen;
19 und sie werden herbeikommen und sich alle niederlassen in den Schluchten und in den Felsspalten und auf allen Dornhecken und allen Weideplätzen.
20 Zu jener Zeit wird der Herr durch das gemietete Schermesser von jenseits des [Euphrat-]Stromes, nämlich durch den König von Assyrien, das Haupt und das Haar an den Beinen abrasieren; ja, auch den Bart wird er wegnehmen.[o]
21 An jenem Tag wird es geschehen, dass ein Mann nur eine Kuh und zwei Schafe am Leben erhalten kann,
22 und es wird geschehen, sie werden so viel Milch geben, dass er Dickmilch essen kann; denn Dickmilch und Wildhonig wird dann jeder Übriggebliebene im Land essen.
23 Und es wird geschehen an jenem Tag, dass jeder Ort, wo 1 000 Weinstöcke im Wert von 1 000 [Schekel] Silber standen, zu Dornen und Disteln werden wird;
24 man wird [nur] mit Pfeil und Bogen dahin gehen; denn das ganze Land wird zu Dornen und Disteln werden;
25 und keinen der Berge, die man jetzt mit der Hacke behackt, wirst du mehr betreten aus Furcht vor den Dornen und Disteln; man wird das Rindvieh dorthin treiben und sie von Schafen zertreten lassen.
Assyrien, das Werkzeug in Gottes Hand
8 Und der Herr sprach zu mir: Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf mit deutlicher Schrift[p]: »Bald kommt Plünderung, rasch Raub!«
2 Und ich will mir glaubwürdige Zeugen bestellen, Urija, den Priester, und Sacharja, den Sohn Jeberechjas! —
3 Und ich nahte mich der Prophetin, und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach der Herr zu mir: Nenne ihn: »Bald kommt Plünderung, rasch Raub«!
4 Denn ehe der Knabe wird sagen können: »Mein Vater« und »Meine Mutter«, wird der Reichtum von Damaskus und die Beute Samarias vor dem König von Assyrien hergetragen werden.
5 Und der Herr fuhr fort zu mir zu reden und sprach:
6 Weil dieses Volk das still fließende Wasser Siloahs verachtet, dagegen Freude hat an Rezin und an dem Sohn Remaljas,
7 siehe, so wird der Herr die starken und großen Wasser des Stromes über sie bringen, den König von Assyrien mit seiner ganzen Herrlichkeit. Der wird sich über all seine Flussbetten ergießen und über alle seine Ufer treten;
8 und er wird daherfahren über Juda, es überschwemmen und überfluten, bis an den Hals wird er reichen; und die Spanne seiner [Heeres]flügel wird die Breite deines Landes füllen, Immanuel[q]!
9 Schließt euch zusammen[r], ihr Völker — ihr werdet doch zerschmettert! Horcht auf, ihr alle in fernen Ländern; rüstet euch — ihr werdet doch zerschmettert; ja, rüstet euch — ihr werdet doch zerschmettert!
10 Schmiedet einen Plan — es wird doch nichts daraus! Verabredet etwas — es wird doch nicht ausgeführt; denn Gott ist mit uns[s]!
Aufruf zur Gottesfurcht und zum geduldigen Warten auf den Herrn
11 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen, indem er mich fest bei der Hand fasste und mich davor warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:
12 Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor!
13 Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei eure Furcht und euer Schrecken!
14 So wird er [euch] zum Heiligtum werden; aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Fallstrick und zur Schlinge für die Bewohner von Jerusalem,
15 sodass viele unter ihnen straucheln und fallen und zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.
16 Binde das Zeugnis zusammen, versiegle das Gesetz[t] in meinen Jüngern!
17 Und ich will warten auf den Herrn, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakobs, und will auf ihn hoffen.
18 Siehe, ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat, wir sind Zeichen und Wunder für Israel von dem Herrn der Heerscharen, der auf dem Berg Zion wohnt.
19 Wenn sie euch aber sagen werden: Befragt die Totenbeschwörer[u] und Wahrsager, die flüstern und murmeln! — [so antwortet ihnen]: Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen, oder soll man die Toten für die Lebendigen befragen?
20 »Zum Gesetz und zum Zeugnis!« — wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot.
21 Und sie werden bedrückt und hungrig [im Land] umherschleichen, und wenn sie dann Hunger leiden, werden sie in Zorn geraten und werden ihren König und ihren Gott verfluchen. Wenn sie sich dann nach oben wenden
22 oder wenn sie auf die Erde sehen, siehe, so ist da Drangsal und Finsternis, beängstigendes Dunkel, und in dichte Finsternis wird es verstoßen.
Verheißung des kommenden Friedefürsten
23 Doch bleibt nicht im Dunkel [das Land], das bedrängt ist. Wie er in der ersten Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali gering machte, so wird er in der letzten Zeit den Weg am See zu Ehren bringen, jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden[v].
9 Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen; über den Bewohnern des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeleuchtet.
2 Du hast das Volk vermehrt, hast seine Freude groß gemacht; sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie [die Sieger] jubeln, wenn sie Beute verteilen.
3 Denn du hast das Joch zerbrochen, das auf ihm lastete, und den Stab auf seiner Schulter, und den Stecken seines Treibers, wie am Tag Midians.
4 Denn jeder Stiefel[w] derer, die gestiefelt einherstapfen im Schlachtgetümmel, und jeder Mantel, der durchs Blut geschleift wurde, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber[x], starker Gott, Ewig-Vater[y], Friedefürst.
6 Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun!
Gottes Zorn über das Nordreich von Israel
7 Ein Wort hat der Herr gegen Jakob gesandt, und es soll in Israel niederfallen.
8 Das ganze Volk soll es erkennen, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die im Stolz und Übermut des Herzens sagen:
9 Die Ziegelsteine sind eingestürzt, wir aber wollen mit Quadern aufbauen; die Maulbeerbäume wurden abgehauen, wir aber wollen Zedern an ihre Stelle setzen!
10 Doch der Herr hat die Feinde Rezins ihm überlegen gemacht[z] und seine Gegner aufgestachelt,
11 die Aramäer von vorn und die Philister von hinten, und sie sollen Israel mit vollem Maul fressen. —
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
12 Aber das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, und sie suchen den Herrn der Heerscharen nicht.
13 Darum wird der Herr von Israel Haupt und Schwanz abhauen, Palmzweig und Binse an einem Tag.
14 Der Älteste und Angesehene ist das Haupt, und der Prophet, der Lügen lehrt, ist der Schwanz.
15 Die Führer dieses Volkes sind Verführer geworden, und die von ihnen Geführten sind verloren.
16 Darum freut sich auch der Herr nicht über seine auserwählten [Krieger][aa] und hat kein Erbarmen mit seinen Waisen und Witwen; denn sie sind alle Frevler und Bösewichte, und jeder Mund redet Torheit! —
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
17 Denn die Gottlosigkeit brennt wie ein Feuer: Dornen und Disteln frisst sie, und die dichten Wälder zündet sie an, sodass Rauchsäulen emporwirbeln.
18 Durch den Zorn des Herrn ist das Land wie ausgebrannt und das Volk wie vom Feuer verzehrt; keiner hat Mitleid mit dem anderen.
19 Man verschlingt zur Rechten und bleibt hungrig, man frisst zur Linken und wird nicht satt; jeder frisst das Fleisch seines eigenen Arms,
20 Manasse den Ephraim und Ephraim den Manasse, und diese beiden fallen über Juda her! —
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
10 Wehe denen, die ungerechte[ab] Gesetze erlassen, und den Schreibern, die bedrückende Vorschriften schreiben,
2 womit sie die Armen vom Rechtsweg verdrängen und den Unterdrückten meines Volkes ihr Recht rauben, damit die Witwen ihre Beute werden und sie die Waisen plündern können.
3 Was wollt ihr tun am Tag der Rechenschaft[ac] und wenn der Sturm hereinbricht, der von ferne kommt? Zu wem wollt ihr um Hilfe fliehen, und wo wollt ihr euren Reichtum lassen?
4 Wer sich nicht mit den Gefangenen beugen will, der muss mit den Erschlagenen fallen! —
Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.
Gottes Gericht über den Hochmut von Assyrien
5 Wehe Assyrien, der Rute meines Zorns, der in seiner Hand den Stock meines Grimms trägt!
6 Gegen eine gottlose Nation werde ich ihn senden, und gegen das Volk, dem ich zürne, will ich ihn aufbieten, damit er Beute macht und Raub holt und es zertritt wie Kot auf der Gasse!
7 Aber er meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern er nimmt sich vor, Völker umzubringen und auszurotten, und zwar nicht wenige.
8 Denn er spricht: Sind nicht alle meine Fürsten Könige?
9 Ist nicht Kalne wie Karkemisch, Hamat wie Arpad, Samaria wie Damaskus?
10 Wie meine Hand sich der Königreiche der Götzen bemächtigt hat, deren Götterbilder doch mächtiger waren als die von Jerusalem und Samaria,
11 und wie ich es mit Samaria und ihren Götzen gemacht habe, sollte ich es nicht auch mit Jerusalem und ihren Götzenbildern so machen?
12 Und es wird geschehen: Wenn einst der Herr sein ganzes Werk am Berg Zion und an Jerusalem vollendet hat, so will ich Vergeltung üben an der Frucht des überheblichen Herzens des Königs von Assyrien und an dem Trotz seiner hochfahrenden Augen!
13 Denn er sprach: »Durch die Kraft meiner Hand habe ich es vollbracht und durch meine Weisheit; denn ich bin klug; ich verrücke die Grenzen der Völker, und ihre Vorräte plündere ich und stürze wie ein Starker die Thronenden[ad] hinab.
14 Meine Hand hat nach dem Reichtum der Völker gegriffen wie nach einem Vogelnest, und wie man verlassene Eier zusammenrafft, so habe ich die ganze Erde zusammengerafft, und keiner war da, der mit den Flügeln schlug, den Schnabel aufsperrte und piepte!« —
15 Rühmt sich auch die Axt gegen den, der damit haut? Oder brüstet sich die Säge gegen den, der sie führt? Als ob der Stock den schwänge, der ihn aufhebt, als ob die Rute den erhöbe, der kein Holz ist!
16 Darum wird der Herrscher, der Herr der Heerscharen, unter die Fetten [Assyriens] die Schwindsucht senden und unter seinen Edlen[ae] einen Brand anzünden wie Feuersglut.
17 Und das Licht Israels wird zum Feuer werden und sein Heiliger zur Flamme; die wird seine Dornen und Disteln an einem einzigen Tag verbrennen und verzehren.
18 Und er wird die Herrlichkeit seines Waldes und seines Fruchtgartens mit Stumpf und Stiel ausrotten, dass es sein wird, wie wenn ein Kranker dahinsiecht;
19 und der Überrest der Bäume seines Waldes wird zu zählen sein, sodass ein Knabe sie aufschreiben kann.
Ein Überrest von Israel wird gerettet werden
20 Und es wird geschehen: An jenem Tag wird der Überrest Israels und das, was vom Haus Jakobs entkommen ist, sich nicht mehr auf den stützen, der ihn schlägt, sondern er wird sich in Wahrheit auf den Herrn verlassen, auf den Heiligen Israels.
21 Ein Überrest wird sich bekehren,[af] der Überrest Jakobs zu dem starken Gott.
22 Denn wenn dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Überrest von ihm sich bekehren; denn Vertilgung ist beschlossen, die einherflutet in Gerechtigkeit.
23 Denn ein Vertilgen, und zwar ein fest beschlossenes, wird der Herrscher, der Herr der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde ausführen.
24 Deshalb spricht der Herrscher, der Herr der Heerscharen: Du mein Volk, das in Zion wohnt, fürchte dich nicht vor Assyrien, das dich mit der Rute schlägt und seinen Stock gegen dich erhebt nach der Weise Ägyptens!
25 Denn nur noch eine ganz kleine Weile, so ist der Grimm vorüber, und mein Zorn [wendet sich] zu ihrer Vernichtung.
26 Und der Herr der Heerscharen wird eine Geißel über ihn[ag] schwingen, wie er Midian schlug am Felsen Oreb; und sein Stab wird über dem Meer sein, und zwar wie er ihn einst gegen Ägypten erhob.
27 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird seine Last von deinen Schultern weichen und sein Joch von deinem Hals; ja, das Joch wird zersprengt werden wegen der Salbung.
28 Er kommt über Ajat, zieht durch Migron, bei Michmas legt er sein Gerät nieder;
29 sie ziehen durch den Engpass: Geba sei unser Nachtquartier! Rama erzittert, das Gibea Sauls flieht.
30 Schreie laut, du Tochter Gallim! Horche auf, Laischa! Elendes Anatot!
31 Madmena flieht, die Bewohner Gebims suchen Zuflucht.
32 Noch heute wird er sich in Nob aufstellen; er wird seine Hand gegen den Berg der Tochter Zion schwingen, gegen die Höhe von Jerusalem!
33 Siehe, da haut der Herrscher, der Herr der Heerscharen, die Äste herunter mit furchtbarer Gewalt; die Hochgewachsenen werden abgehauen und die Erhabenen erniedrigt!
34 Und er schlägt den dichten Wald mit dem Eisen nieder, und der Libanon fällt durch einen Mächtigen.
Der Messias und seine Herrschaft
11 Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling[ah] hervorbrechen[ai] aus seinen Wurzeln.
2 Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
3 Und er wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des Herrn. Er wird nicht nach dem Augenschein richten, noch nach dem Hörensagen Recht sprechen,
4 sondern er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden[aj] im Land ein unparteiisches Urteil sprechen. Er wird die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen und den Gesetzlosen mit dem Hauch seiner Lippen töten.
5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und Wahrheit der Gurt seiner Hüften.
6 Da wird der Wolf bei dem Lämmlein wohnen und der Leopard sich bei dem Böcklein niederlegen. Das Kalb, der junge Löwe und das Mastvieh werden beieinander sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben.
7 Die Kuh und die Bärin werden miteinander weiden und ihre Jungen zusammen lagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind.
8 Der Säugling wird spielen am Schlupfloch der Natter und der Entwöhnte seine Hand nach der Höhle der Otter ausstrecken.
9 Sie werden nichts Böses tun, noch verderbt handeln auf dem ganzen Berg meines Heiligtums; denn die Erde wird erfüllt sein von der Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
10 Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Heidenvölker fragen nach dem Wurzelspross Isais, der als Banner für die Völker dasteht; und seine Ruhestätte[ak] wird Herrlichkeit sein.
11 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, um den Überrest seines Volkes, der übrig geblieben ist, loszukaufen aus Assyrien und aus Ägypten, aus Patros und Kusch und Elam und Sinear, aus Hamat[al] und von den Inseln des Meeres[am].
12 Und er wird für die Heidenvölker ein Banner aufrichten und die Verjagten Israels sammeln und die Zerstreuten Judas zusammenbringen von den vier Enden der Erde.
13 Und die Eifersucht Ephraims soll weichen, und die Widersacher Judas sollen ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Ephraim nicht mehr bedrängen;
14 sondern sie werden den Philistern auf die Schulter fliegen nach Westen und gemeinsam die Söhne des Ostens[an] plündern. Nach Edom und Moab greift ihre Hand, und die Ammoniter gehorchen ihnen.
15 Auch wird der Herr die ägyptische Meereszunge zerteilen und mit der Glut seines Hauches seine Hand über den Strom schwingen und ihn zu sieben Bächen zerschlagen, sodass man mit Schuhen hindurchgehen kann.
16 Und es wird eine Straße vorhanden sein für den Überrest seines Volkes, der übrig geblieben ist, von Assyrien her, wie es für Israel eine gab an dem Tag, als es aus dem Land Ägypten hinaufzog.
Der Dank der erlösten Israeliten
12 Und an jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, Herr; denn du warst gegen mich erzürnt; [doch] dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet!
2 Siehe, Gott ist mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn Jah, der Herr, ist meine Kraft und mein Lied, und er wurde mir zur Rettung!
3 Und ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils,
4 und werdet sagen zu jener Zeit: Dankt dem Herrn, ruft seinen Namen an, verkündigt unter den Völkern seine Taten, erinnert daran, dass sein Name hoch erhaben ist!
5 Singt dem Herrn, denn er hat Herrliches getan; das soll bekannt werden auf der ganzen Erde!
6 Jauchze und rühme, die du in Zion wohnst; denn der Heilige Israels ist groß in deiner Mitte!
Weissagungen über verschiedene Heidenvölker
Weissagung gegen Babylon
13 Die Last[ao] über Babel, die Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat:
2 Richtet ein Kriegsbanner auf einem kahlen Berg auf, ruft ihnen laut zu, winkt mit der Hand, dass sie einziehen durch die Tore der Fürsten!
3 Ich habe meinen Geheiligten Befehl erteilt, auch meine Helden berufen zu meinem Zorngericht, meine stolz Frohlockenden.
4 Horch! Lärm auf den Bergen wie von einem großen Volk! Horch! Getöse von Königreichen, von versammelten Heidenvölkern! Der Herr der Heerscharen mustert ein Kriegsheer!
5 Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels, der Herr und die Werkzeuge seines Zorns, um das ganze Land zu verderben.
6 Heult! Denn der Tag des Herrn[ap] ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen!
7 Deshalb werden alle Hände schlaff, und das Herz jedes Sterblichen zerschmilzt.
8 Sie sind bestürzt; Krämpfe und Wehen ergreifen sie, sie winden sich wie eine Gebärende; einer starrt den andern an, ihre Angesichter glühen.
9 Siehe, der Tag des Herrn kommt, unbarmherzig, mit Grimm und Zornglut, um die Erde[aq] zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen.
10 Ja, die Sterne des Himmels und seine Sternbilder werden nicht mehr glänzen; die Sonne wird sich bei ihrem Aufgang verfinstern und der Mond sein Licht nicht leuchten lassen.
11 Und ich werde an dem Erdkreis die Bosheit heimsuchen und an den Gottlosen ihre Schuld; und ich will die Prahlerei der Übermütigen zum Schweigen bringen und den Hochmut der Gewalttätigen erniedrigen.
12 Ich will den Sterblichen seltener machen als gediegenes Gold und den Menschen [seltener] als Gold von Ophir.
13 Darum will ich die Himmel erschüttern, und die Erde soll von ihrer Stelle aufschrecken, vor dem Zorn des Herrn der Heerscharen, und zwar am Tag der Glut seines Zorns.
14 Und sie werden sein wie verscheuchte Gazellen und wie Schafe, die niemand sammelt; jeder wird sich zu seinem Volk wenden und jeder wird in sein Land fliehen.
15 Wen man aber erwischt, der wird durchbohrt, und wer ergriffen wird, der fällt durchs Schwert.
16 Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen geschändet werden.
17 Siehe, ich erwecke die Meder gegen sie, die das Silber nicht achten und am Gold kein Gefallen haben.
18 Und ihre Bogen werden junge Männer zu Boden strecken; sie werden sich über die Leibesfrucht nicht erbarmen und kein Mitleid mit den Kindern haben.
19 So wird Babel, die Zierde der Königreiche, der Ruhm, der Stolz der Chaldäer, umgekehrt von Gott wie Sodom und Gomorra.
20 Sie wird nie mehr bewohnt werden und unbesiedelt bleiben von Geschlecht zu Geschlecht. Kein Araber wird dort zelten, und keine Hirten werden [ihre Herden] dort lagern lassen;
21 sondern Steppentiere werden dort liegen, und ihre Häuser werden voller Eulen sein, und Strauße werden dort hausen und Ziegenböcke herumhüpfen.
22 Und wilde Hunde werden heulen in ihren verödeten Palästen und Schakale in den Lustschlössern. Ihre[ar] Zeit ist nahe herbeigekommen, und ihre Tage sollen nicht verlängert werden!
Ruhe für Israel nach der Niederlage Babylons
14 Denn der Herr wird sich über Jakob erbarmen und Israel wieder erwählen und sie zur Ruhe bringen in ihrem Land. Und der Fremdling wird sich ihnen anschließen, und sie werden dem Haus Jakobs anhängen.
2 Und die Völker werden sich ihrer annehmen und sie an ihren Ort bringen; und das Haus Israel wird sie im Land des Herrn als Knechte und Mägde zum Erbbesitz erhalten; so werden sie die gefangen nehmen, deren Gefangene sie gewesen sind, und diejenigen beherrschen, die einst sie bedrängten.
Das Spottlied auf den König von Babel
3 Und es wird geschehen, an dem Tag, an dem der Herr dir Ruhe verschafft von deiner Qual und Unruhe und von dem harten Dienst, der dir auferlegt war,
4 da wirst du dieses Spottlied auf den König von Babel anstimmen und sagen:
»Wie hat der Treiber ein Ende genommen,
wie hat die Erpressung aufgehört!
5 Der Herr hat den Stab der Gesetzlosen zerbrochen,
Den Herrscherstab der Tyrannen,
6 der die Völker im Grimm schlug
mit unaufhörlichen Schlägen,
der im Zorn Nationen niedertrat
mit schonungsloser Verfolgung[as].
7 Jetzt ruht die ganze Erde und ist still;
man bricht in Jubel aus.
8 Selbst die Zypressen freuen sich über dich,
und die Zedern des Libanon, [sie sagen]:
Seitdem du darniederliegst,
kommt kein Holzfäller mehr zu uns herauf!
9 Das Totenreich drunten gerät in Aufregung wegen dir,
in Erwartung deines Kommens;
er stört deinetwegen die Schatten auf,
alle Anführer der Erde;
er lässt von ihren Thronen aufstehen
alle Könige der Heidenvölker.
10 Sie alle ergreifen das Wort und sprechen zu dir:
Auch du bist kraftlos geworden wie wir,
bist uns gleich geworden!
11 Ins Totenreich hinabgestürzt ist deine Pracht, das Rauschen deiner Harfen;
Maden werden dein Lager sein
und Würmer deine Decke.
12 Wie bist du vom Himmel herabgefallen,
du Glanzstern[at], Sohn der Morgenröte!
Wie bist du zu Boden geschmettert,
du Überwältiger der Nationen!
13 Und doch hattest du dir in deinem Herzen vorgenommen:
›Ich will zum Himmel emporsteigen
und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen
und mich niederlassen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden;
14 ich will emporfahren auf Wolkenhöhen,
dem Allerhöchsten mich gleichmachen!‹
15 Doch ins Totenreich bist du hinabgestürzt,
in die tiefste Grube!
16 Die dich sehen, schauen dich verwundert an,
sie betrachten dich [und sagen]:
›Ist das der Mann, der die Erde erzittern ließ,
der Königreiche erschütterte;
17 der den Erdkreis zur Wüste machte
und seine Städte niederriss;
der seine Gefangenen nicht nach Hause entließ?
18 Alle Könige der Völker,
sie ruhen in Ehren,
jeder in seinem Haus;
19 du aber bist hingeworfen fern von deiner Grabstätte,
wie ein verabscheuter Schössling,
bedeckt mit Erschlagenen,
vom Schwert Durchbohrten,
die in eine mit Steinen bedeckte Grube hinabfahren,
wie ein zertretenes Aas.
20 Du wirst nicht mit jenen vereint werden im Grab,
denn du hast dein Land zugrunde gerichtet,
hast dein Volk erwürgt.
Der Same der Übeltäter wird in Ewigkeit nicht mehr erwähnt werden! —
21 Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne,
um der Missetat ihrer Väter willen,
damit sie nicht wieder aufkommen und die Erde in Besitz nehmen
und den Erdkreis voller Städte machen!«
22 Ich will gegen sie aufstehen, spricht der Herr der Heerscharen, und von Babel ausrotten Namen und Überrest, Spross und Schössling[au]!, spricht der Herr.
23 Und ich will es zum Besitztum der Igel machen und zu Wassersümpfen und will es wegfegen mit dem Besen des Verderbens!, spricht der Herr der Heerscharen.
Weissagung gegen Assyrien
24 Der Herr der Heerscharen hat geschworen und gesagt: Fürwahr, es soll geschehen, wie ich es mir vorgenommen habe, und es soll zustande kommen, wie ich es beschlossen habe:
25 Ich will den Assyrer zerschmettern in meinem Land, und ich will ihn zertreten auf meinen Bergen; so wird sein Joch von ihnen genommen werden und seine Last von ihren Schultern fallen.
26 Das ist der Ratschluss, der beschlossen ist über die ganze Erde, und dies ist die Hand, die ausgestreckt ist über alle Völker!
27 Denn der Herr der Heerscharen hat es beschlossen — wer will es vereiteln? Seine Hand ist ausgestreckt — wer will sie abwenden?
Weissagung gegen das Land der Philister
28 Im Todesjahr des Königs Ahas ist dieser Ausspruch ergangen:
29 Freue dich nicht, ganz Philisterland, dass der Stock zerbrochen ist, der dich schlug! Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Natter hervorkommen, und deren Frucht wird ein fliegender, feuriger Drache sein.
30 Und die Erstgeborenen der Armen werden weiden und die Geringen sicher wohnen; aber deine Wurzel will ich durch Hunger töten, und deinen Überrest wird er[av] umbringen.
31 Jammere, o Tor! Schreie, o Stadt! Verzage, ganz Philisterland! Denn von Norden kommt Rauch und eine lückenlose Schar!
32 Was wird man den Boten des Heidenvolkes[aw] antworten? Dass der Herr Zions Grundmauern gelegt hat, und dort werden die Elenden seines Volkes Zuflucht finden.
Ankündigung des Gerichts über Moab
15 Die Last über Moab:
Über Nacht wird Ar-Moab verwüstet, es ist vertilgt! Über Nacht wird Kir-Moab verwüstet, es ist vertilgt!
2 Man steigt zum [Götzen-]Haus hinauf und nach Dibon zu den Höhen, um zu weinen; Moab jammert auf dem Nebo und in Medeba; auf allen seinen Häuptern sind Glatzen, und alle Bärte sind abgeschnitten.
3 Auf ihren Gassen sind sie mit Sacktuch umgürtet; auf ihren Dächern und Plätzen jammert alles und zerfließt in Tränen.
4 Hesbon und Eleale schreien, bis Jahaz hört man ihre Stimme. Darum werden Moabs Bewaffnete laut aufschreien, der Mut wird ihnen entsinken.
5 Von Herzen jammere ich um Moab; sie fliehen bis nach Zoar, nach Eglath-Schelischija; sie steigen weinend die Anhöhe nach Luchit hinauf, auf dem Weg nach Horonaim erheben sie ein erschütterndes Geschrei.
6 Denn die Wasser von Nimrim sollen zu Wüsten werden; ja, das Gras ist verdorrt, alles Kraut abgefressen, kein grünes Hälmchen ist mehr da!
7 Darum tragen sie den Rest ihrer Habe, was sie noch retten konnten, über den Weidenbach.
8 Ja, das Geschrei geht im ganzen Land Moab um; ihr Wehklagen reicht bis nach Eglaim, bis nach Beer-Elim ihr Geheul.
9 Denn die Wasser Dimons sind voll Blut; ja, ich verhänge noch mehr über Dimon: über die entkommenen Moabiter kommt ein Löwe, auch über den Überrest, der noch im Land ist.
16 Schickt ein Lamm dem Beherrscher des Landes, von Sela aus durch die Wüste zu dem Berg der Tochter Zion!
2 Denn es wird geschehen: Wie umherflatternde Vögel, wie ein aufgescheuchtes Nest werden die Töchter Moabs an den Furten des Arnon sein.
3 Gib Rat, triff eine Entscheidung! Mach deinen Schatten am hellen Mittag gleich der dunklen Nacht, verbirg die Verjagten, verrate die Flüchtlinge nicht!
4 Lass meine Flüchtlinge bei dir einkehren, Moab; sei ihnen ein Schirm vor dem Verderber! Wenn der Bedrücker nicht mehr da ist, das Zerstören aufgehört hat, die Gewalttätigen von der Erde weggefegt sind,
5 dann wird ein Thron in Gnade errichtet werden; und auf ihm wird sitzen in Wahrheit[ax], im Zelt Davids, ein Richter, der nach dem Recht trachtet und die Gerechtigkeit fördert.
6 Wir haben gehört von dem Hochmut Moabs, das sehr anmaßend ist, von seinem Übermut, seinem Stolz und seiner Überheblichkeit, seinem leeren Geschwätz.
7 Darum werden die Moabiter um Moab heulen, alles wird heulen; um die Traubenkuchen von Kir-Hareset werdet ihr seufzen: Ach, sie sind dahin!
8 Denn die Pflanzungen von Hesbon sind verwelkt, der Weinstock von Sibma; die Herren der Heidenvölker schlugen seine Edelreben nieder; sie reichten bis Jaeser, wucherten bis in die Wüste, breiteten ihre Ranken aus, gingen [bis] übers Meer.
9 Darum weine ich mit den Weinenden von Jaeser um den Weinstock von Sibma, ich benetze dich, Hesbon und Eleale, mit meinen Tränen; denn über deine Obsternte, über deine ganze Erntezeit, ist das Jauchzen [der Feinde] gefallen.
10 Freude und Frohlocken sind aus den Obstgärten verschwunden, und in den Weinbergen jubelt und jauchzt man nicht; der Kelterer tritt keinen Wein in den Kufen, das Kelterlied habe ich zum Schweigen gebracht.
11 Darum klagt mein Innerstes um Moab wie eine Laute und mein Herz um Kir-Heres.
12 Und es wird geschehen, wenn Moab erscheint, wenn es sich auf die Höhe bemüht und in sein Heiligtum geht, um zu beten, so wird es nichts ausrichten!
13 Das ist das Wort, das der Herr ehemals über Moab gesprochen hat;
14 jetzt aber redet der Herr und spricht: In drei Jahren, wie sie der Tagelöhner zählt, wird die große Menge, deren Moab sich rühmt, gering werden, und der Überrest wird winzig klein, ohne Ehre sein.
Weissagung gegen Damaskus
17 Die Last über Damaskus:
Siehe, Damaskus hört auf, eine Stadt zu sein, und wird zu einer verfallenen Ruine.
2 Verlassen sind die Städte von Aroer, den Herden werden sie zuteil; die lagern sich dort, und niemand scheucht sie auf.
3 Aus ist"s mit der Festung in Ephraim und mit dem Königtum in Damaskus; und der Überrest von Aram wird der Herrlichkeit der Kinder Israels gleich sein!, spricht der Herr der Heerscharen.
4 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird die Herrlichkeit Jakobs armselig sein und das Fett seines Fleisches hinschwinden.
5 Es wird gehen, wie wenn der Schnitter Halme zusammenrafft und sein Arm Ähren abmäht, ja, wie wenn einer Ähren liest im Tal der Rephaiter.
6 Es wird nur eine Nachlese von ihnen übrig bleiben, wie beim Abschlagen der Oliven: zwei oder drei reife Oliven oben im Wipfel des Baumes, vier oder fünf in den Zweigen des Fruchtbaums!, spricht der Herr, der Gott Israels.
7 An jenem Tag wird der Mensch auf den schauen, der ihn gemacht hat, und seine Augen werden auf den Heiligen Israels blicken.
8 Und er wird nicht auf die Altäre schauen, das Werk seiner Hände, und wird nicht mehr nach dem blicken, was seine Finger gemacht haben, nach den Aschera-Standbildern und Sonnensäulen[ay].
9 An jenem Tag werden ihre Festungsstädte wie die verlassenen Waldeshöhen und Berggipfel sein, die man [einst] vor den Kindern Israels verließ; und es wird eine Wüste sein.
10 Denn du hast den Gott deines Heils vergessen und nicht gedacht an den Felsen deiner Stärke; darum pflanzt du liebliche Pflanzungen[az] und besäst sie mit fremden Weinranken!
Footnotes
- (5,7) w. Und er hoffte auf Rechtsprechung, und siehe: Blutschuld; auf Gerechtigkeit, und siehe: Geschrei! Das Hebr. enthält einen Reim.
- (5,10) Die Ankündigung einer schlimmen Missernte: Eine Fläche, die ein Ochsengespann an einem Tag umpflügen kann, ergibt nur etwa 40 l Wein, und etwa 360 l Samen ergeben etwa 36 l Getreide.
- (5,26) d.h. ein Feldzeichen zum Kampf.
- (6,1) d.h. die Säume seines Prachtgewandes.
- (6,3) hebr. Jahweh Zebaoth.
- (6,5) od. ich bin verloren.
- (6,9) w. Hörend hört … sehend seht; eine hebr. Form der Betonung.
- (6,10) w. Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwer.
- (7,1) ein Königreich im Gebiet des späteren Syrien mit der Hauptstadt Damaskus. Die Aramäer (Nachkommen Sems; 1Mo 10,21-23) bildeten mehrere Königreiche nordöstlich von Israel. Sie werden in manchen Übersetzungen »Syrer« genannt.
- (7,3) bed. »Ein Überrest wird umkehren« (vgl. Jes 10,21).
- (7,7) hebr. Adonai Jahweh.
- (7,14) d.h. ein Wunderzeichen.
- (7,14) Das hebr. almah bezeichnet eine Jungfrau im heiratsfähigen Alter (vgl. dasselbe Wort in 1Mo 24,43; 2Mo 2,8; Ps 68,26; Spr 30,19, Hl 1,3; 6,8).
- (7,14) bed. »Gott mit uns«.
- (7,20) ein Zeichen der Demütigung und Schande.
- (8,1) w. mit Menschengriffel; d.h. in der einfachen Schrift des Volkes.
- (8,8) od. Gott ist mit uns! Der Name Immanuel ist hier wie ein eigenständiger Satz geschrieben.
- (8,9) od. tobt.
- (8,10) hebr. Immanu El.
- (8,16) od. die Weisung / Lehre (hebr. thora); dasselbe Wort in V. 20.
- (8,19) od. Geisterbefrager.
- (8,23) w. den Kreis der Heidenvölker, hebr. gelil hagoyim; von diesem Wort ist das neutestamentliche Galiläa abgeleitet.
- (9,4) d.h. die hohen Schnürstiefel der assyrischen Krieger.
- (9,5) andere übersetzen: Wunderbarer Ratgeber, …
- (9,5) od. Vater der Ewigkeit.
- (9,10) d.h. die Assyrer (vgl. 2Kö 16,9) waren Israel überlegen.
- (9,16) w. seine Auserwählten, d.h. die junge Elitetruppe.
- (10,1) od. unheilvolle.
- (10,3) od. der Heimsuchung.
- (10,13) od. die Bewohner.
- (10,16) w. unter seiner Herrlichkeit.
- (10,21) od. umkehren, hebr. Schear-Jaschub: das ist auch der Name des Sohnes Jesajas (Jes 7,3).
- (10,26) d.h. über den Assyrer.
- (11,1) Das Wort für »Zweig« wird in Spr 14,3 mit »Rute« übersetzt; das Wort »Schössling« (hebr. nezer) kommt noch in Jes 14,19, Jes 60,21 und Dan 11,7 vor; es ist sinnverwandt mit »Spross« (hebr. zemach, u.a. Jes 4,2; Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8; 6,12) und hängt mit dem nt. Begriff »Nazarener« zusammen; gemeint ist der Messias, der aus dem dann von der Königsherrschaft abgeschnittenen Geschlecht Davids (dem »Stumpf Isais«) hervorkommen sollte.
- (11,1) Andere Übersetzung: Frucht hervorbringen.
- (11,4) od. Demütigen / Gebeugten.
- (11,10) od. Ruhe.
- (11,11) Patros = Südägypten; Kusch = Äthiopien; Elam = Gebiet östlich von Babylon; Sinear = Gegend von Babylon; Hamat = Stadt in Aram.
- (11,11) Bezeichnung für die Küstengebiete des Mittelmeerraumes.
- (11,14) Bezeichnung für aramäische und arabische Nomadenvölker.
- (13,1) »Last« bezeichnet ein prophetisches Gerichtswort; vgl. u.a. Jes 14,28; 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1.25; 23,1; 30,6; Jer 23,33-38.
- (13,6) d.h. der Gerichtstag, an dem der Herr richten und Recht schaffen wird.
- (13,9) od. das Land.
- (13,22) d.h. Babels.
- (14,6) od. der im Zorn Nationen niedertrat, wird [nun] verfolgt ohne Schonung.
- (14,12) hebr. helel (»Leuchtender / Glänzender«); lat. Luzifer.
- (14,22) d.h. alle Nachkommen.
- (14,30) d.h. der Drache (vgl. V. 30).
- (14,32) d.h. den Boten des Philisterlandes.
- (16,5) od. Beständigkeit / Gewissheit.
- (17,8) hebr. chammanim: Kultgegenstände, die zum Götzendienst verwendet wurden.
- (17,10) d.h. Gärten zur Verehrung einer heidnischen Gottheit.
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